Konjunktureller Aufschwung

Zufriedene Mienen: Landrat Hans-Jürgen Petrauschke, Marcus Longerich, stellvertretender Vorstand der Sparkasse Neuss, André Becker, Mitglied der Geschäftsleitung der Creditreform Düsseldorf / Neuss und IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz (v.l.n.r.), Foto: S. Büntig / Rhein-Kreis Neuss

Der Rhein-Kreis Neuss, die Creditreform Düsseldorf/Neuss und die Sparkasse Neuss haben zum 14. Mal ihre jährliche Umfrage zur konjunkturellen Lage des Mittelstands im Rhein-Kreis Neuss vorgelegt, die erstmals auch von der Industrie- und Handelskammer Mittlerer Niederrhein als Projektpartner mitgetragen wird. Für die Analyse wurden vom 21. Juni bis 16. Juli 2021 – wie schon in den Jahren zuvor – rund 500 Unternehmen in den acht Kommunen des Kreises telefonisch befragt. Zwei Sonderthemen befassen sich mit dem Einfluss und den Folgen der Corona-Pandemie auf die Betriebe im Kreisgebiet sowie mit dem Strukturwandel und den Folgen des Braunkohleausstiegs für die Wirtschaft im Rhein-Kreis Neuss.Jetzt stellten sie ihre Ermittlungen der Öffentlichkeit im Forum der Sparkasse Neuss vor.

Die Umfrage hat sich einen Namen gemacht

Der Geschäftsklimaindex im Rhein-Kreis Neuss steht im Sommer 2021 auf 126 Punkte (Vorjahr 106) und überwindet das „Corona-Tief“. Die regionale Wirtschaft befindet sich im konjunkturellen Aufschwung, unabhängig von Unwägbarkeiten. Alle Branchen legen deutlich zu – besonders das Verarbeitende Gewerbe (133 Punkte; + 33 Punkte) und der Handel (127 Punkte; + 23 Punkte) gewinnen stark. Das Baugewerbe (138; + 12 Punkte) entwickelt sich gleichfalls positiv und zeigt sich von der Corona-Krise am wenigsten betroffen. 

Im Umfrageverlauf zeigte sich die Trenddynamik allerdings leicht negativ, da die regionalen Unternehmen neue Einschränkungen und Umsatzrückgänge befürchten, weil neue behördliche Behinderungen möglich erscheinen.

„Trotz deutlichem Positivtrend hat die Corona-Krise weiterhin negative Wirkungen auf die regionale Wirtschaft“, so André Becker, Mitglied der Geschäftsleitung von Creditreform Düsseldorf / Neuss. … Alles in allem hat die Wirtschaft im Rhein-Kreis Neuss einen Neustart hingelegt, der im letzten Jahr nur bedingt möglich schien. Allerdings zeigt die Umfrage auch, dass Corona negativen Einfluss auf das Zahlungsverhalten nicht weniger Unternehmen hat.“

Das regionale Geschäfts- und Konjunkturklima zeigt im Frühsommer 2021branchenübergreifend eine markante Aufwärtsbewegung. Nur der Saldenwert „aktuelle Personallage“ zeigt sich leicht verschlechtert. Auftrags-, Umsatz- und Ertragsbewertungen legen drastisch zu und bilden eine wichtige Grundlage für positive Aussichten am regionalen Beschäftigungsmarkt. Das Auftragsklima wurde nur 2018 und 2019 besser beurteilt als in diesem Jahr. Jeweils mehr als zwei Drittel der Unternehmen im Rhein-Kreis Neuss bewerten ihre aktuelle und künftige Auftragslage mit einer sehr guten oder guten Schulnote (aktuelle Lage: 66 Prozent; + 15 Prozentpunkte; Erwartung für die nächsten sechs Monate: 71 Prozent; + 22 Punkte). Und auch die Bewertungen zur Umsatzlage (aktuell: 29 Prozent; + 7 Punkte; künftig: 50 Prozent; + 19 Punkte) und zur Ertragssituation (aktuell: 26 Prozent; + 7 Punkte; künftig: 46 Prozent; + 16 Punkte) belegen den deutlich positiven Konjunkturtrendunterstreichen die Aussagen, denn die Erwartungen für die nächsten Monate sind deutlich positiver als die aktuellen Lageurteile. Die Unternehmen hoffen auf ein Ende der Einschränkungen, die der Umgang mit Corona mit sich brachte..

„Die Entwicklung der letzten 12 Monate zeigt, dass die regionale Wirtschaft trotz der coronabedingten Verschlechterung des Konjunkturklimas im Vorjahr wieder Fahrt aufgenommen hat“, erläutert Landrat Hans-Jürgen Petrauschke die aktuellen Ergebnisse. „Aus der kurzzeitigen konjunkturellen Instabilität hat sich keine dauerhafte Rezession entwickelt. Aber die Corona-Pandemie ist noch nicht überwunden. Dies machen auch die aktuell wieder hohen Infektionszahlen deutlich. Eine Impfung ist daher nicht nur Schutz vor Corona, sondern auch eine wichtige Grundlage für wirtschaftliche Stabilität.“

Im Gleichklang hat sich auch das Zahlungsverhalten der Unternehmen im Rhein-Kreis Neuss nach Angaben des Creditreform Debitorenregisters Deutschland (DRD) in den ersten sechs Monaten des Jahres merklich verbessert (von 14,7 auf 14,1 Tage). Allerdings gibt derzeit jedes fünfte regionale Unternehmen an (21 Prozent), dass sich Zahlungsausfälle durch die Folgen der Restriktionen erhöht haben.

„Wir haben alles getan, um die wirtschaftlichen Belastungen der Corona-Pandemie für unsere mittelständischen Kunden so gering wie möglich zu halten“, so Marcus Longerich, stellvertretender Vorstand der Sparkasse Neuss. „Wir haben alleine im letzten Jahr Fördermittel ein Gesamtvolumen von mehr als 112 Millionen Euro für kleine und mittelständische Betriebe zur Verfügung gestellt. Die darin enthaltene Mittel speziell aus den staatlichen Corona-Hilfspaketen ausgezahlten Mittel summierten sich auf 53 Millionen Euro. Wir wissen: Die Pandemie mit ihren anhaltenden Unsicherheiten ist nicht vorüber. Deswegen werden wir in unserem besonderen Engagement für die heimische Wirtschaft nicht nachlassen.“

Die Wertschätzung, welche der Rhein-Kreis Neuss genießt, hat im Frühsommer 2021 leicht abgenommen – in Krisenzeiten nicht ungewöhnlich, aber der Rhein-Kreis ist der Umfrage zufolge für neun von zehn Unternehmen ein hoch geschätzter Unternehmensstandort. 90 Prozent der regionalen Unternehmen würden den Rhein-Kreis Neuss anderen Unternehmen als „Unternehmensstandort empfehlen“ (- 4 Punkte). Die Bekanntheit der Beratungs- und Dienstleistungsangebote der Wirtschaftsförderungen im Rhein-Kreis Neuss ist in den letzten 12 Monaten erstmals seit 2018 gesunken. Allerdings haben sich die Bewertungen der Beratungs- und Dienstleistungsangebote der Wirtschaftsförderungen im Rhein-Kreis Neuss im Jahresvergleich merklich verbessert und liegen mit einer mittleren Schulnote von 2,49 im guten Benotungsbereich (- 0,08 Punkte).

Der Umgang mit Corona hat weiterhin negative Wirkungen auf die regionale Wirtschaft. Mehr als die Hälfte der Unternehmen im Rhein-Kreis ist wirtschaftlich entweder „stark“ (28 Prozent; + 2 Punkte) oder zumindest „gering“ (28 Prozent; + 4 Punkte) von der Corona-Krise betroffen. Dabei sind mittlerweile die meisten Unternehmen von „behördlichen Anordnungen“ (48 Prozent; + 20 Punkte) und ebenfalls zunehmend von „Zulieferengpässen“ (32 Prozent; + 11 Punkte) betroffen. „Auftragsrückgänge und Auftragsstornierungen“ (32 Prozent; – 8 Punkte) oder „Absatzschwierigkeiten“ (26 Prozent; – 11 Punkte) sind angesichts der Corona-Lockerungen seit dem Frühjahr 2021 deutlich rückläufig. Etwa vier Prozent der Unternehmen geben 2021 an, direkt durch „Krankheitsfälle in der Belegschaft“ betroffen gewesen zu sein (+1 Punkt).

Das, was behördliche Auflagen verlangen, hinterlässt deutliche Spuren in den betrieblichen Abläufen der regionalen Wirtschaft. Die meisten Firmen nutzen – im Vergleich zu 2020 deutlich zunehmend – „flexible(re) Arbeitszeitmodelle“ (68 Prozent; + 10 Punkte) und „mobiles Arbeiten und Home-Office“ (64 Prozent; – 2 Punkte). Hier nicht erörtert wird, was die „AHA“-Regel in den betrieblichen Abläufen verlangt und wie dadurch die Kosten getrieben werden.

Die Zeit, die benötigt wird, um die Corona-Krise zu bewältigen ist, wird für das eigene Unternehmen leicht positiver beurteilt als noch im vergangenen Jahr. Die Gruppen der „Optimisten“ (66 Prozent; + 1 Punkt) und „Pessimisten“ (34 Prozent; – 1 Punkt) haben sich in ihrer Größe nicht sonderlich verändert. Bei den Optimisten liegt das Geschäftsklima deutlich im „grünen Bereich“ (124 Punkte; + 24 Punkte), bei den Pessimisten noch unter der 100-Punkte-Grenze (90 Punkte; + 33 Punkte), wenngleich verbessert.

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