Archäologie in Neuss

Artefakte aus dem Clemens Sels Museum

Altertumsforschung hat die Menschen seit jeher interessiert, aber die Möglichkeiten, sich mit der frühen Vergangenheit zu beschäftigen, waren bis zu Beginn des 19.Jahrhunderts doch beschränkt. Die erfolgreichen Ausgrabungen von Heinrich Schliemann in Kleinasien waren dann so etwas wie der Initialzünder. Schon zuvor wurde vor 175 Jahren in Neuss das „Museum für Alterthümer der Umgegend“ gegründet, aus dem das heutige Clemens Sels Museum Neuss hervorging. Es ist das zweitälteste archäologische Museum des Rheinlandes (nach Bonn). 1839 ermunterte der preußische König Friedrich Wilhelm IV. die Neusser bei einem Besuch der Qurinusstadt, ihre römische Geschichte zu erforschen. Noch im selben Jahr gründete der Neusser Arzt Dr. Hermann Jäger zusammen mit einigen gleichgesinnten Bürgern die Gesellschaft zur Veranstaltung von Nachgrabungen auf gemeinschaftliche Kosten. Mit dem jährlichen Mitgliedsbeitrag von zwei Talern sollten Ausgrabungen finanziert werden.

Im Winter 1839/40 begannen Jäger und seine Mitstreiter an der Kölner Straße mit der Freilegung erster römischer Gräber. Doch bereits vorher gab es bedeutende Funde in der Quirinusstadt. 1836 wurden beim Ausbaggern des Hafenbeckens Waffen von der Belagerung durch Karl den Kühnen 1474/75 gefunden. Eine Besonderheit, wie Dr. Carl Pause, Archäologe im Clemens Sels Museum Neuss, weiß: „Es sind zwar viele mittelalterliche Schlachten in Europa bekannt, aber es gibt nur sehr wenige Funde. Die meisten kommen aus Frankreich oder England, insbesondere in Deutschland sind jedoch kaum Schlachtfelder vorhanden. Daher können wir uns mit diesen Fundstücken europaweit messen.“

Von 1844 an unterstützte der preußische König die Ausgrabungen mit einer jährlichen Zahlung von 100 Talern. Er forderte, die Bodenfunde zusammen mit der bereits vorhandenen städtischen Altertumssammlung in ein Museum zu überführen. 1845 wurde in einem Raum des Kollegiums, dem Vorgänger des Quirinusgymnasiums, das „Museum für Alterthümer der Umgegend“ eröffnet. Es war nicht nur das erste Museum in Neuss, sondern nach dem 1820 gegründeten Antiquitäten-Museum in Bonn, aus dem das spätere LVR-Landesmuseum Bonn hervorging, auch das älteste archäologische Museum im Rheinland. Das von Jäger erstellte Inventarbuch des Museums, das sich noch heute im Clemens Sels Museum Neuss befindet. enthält 571 Einträge und umfasst neben römischen Münzen, Bronzen und Gefäßen auch Waffen aus der burgundischen Belagerung von Neuss. Einige dieser Waffen sind heute im Obertor ausgestellt.

Nach Jägers Tod 1848 löste sich der Altertumsverein auf. Auch das Museum nahm nicht den von Jäger beabsichtigten Aufschwung. Es sollte noch ein halbes Jahrhundert dauern, bis 1912 dann mit der Stiftung des Nachlasses von Clemens Sels das erste eigene Museumsgebäude errichtet wurde.

Und die Archäologie in Neuss ist lebendig. Noch bis zum 31.01.21 zeigt das Clemens Sels Museum Neuss die Ausstellung „Fisch Land Fluss“ über die Geschichte der Fischerei an Rhein und Erft. Und im kommenden Jahr wird sich eine Sonderausstellung zum Limes auch mit der Frage auseinandersetzen, woher die in Neuss stationierten Legionäre und Hilfstruppen kamen.

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