Das Museum erzählt spannende Stories

Neuss. Das Clemens Sels Museum in Neuss legt das Ausstellungsprogramm für 2024 auf – wir dürfen daraus zitieren – und macht auf die noch bis zum 3. März laufende Sonderausstellung „Gewagte Visionen – George Minne und Léon Spilliaert. Vom Symbolismus zum Expressionismus“  aufmerksam. Etwa 60, teils selten oder noch nie gezeigte Werke, geben Einblick in das Schaffen der beiden belgischen Symbolisten, das als faszinierend apostrophiert wird. Hier hat sich für den 1.März Besuch aus Belgien angesagt, mit dem ein spezieller Aspekt des künstlerischen Schaffens besprochen wird. Einen Tag zuvor, am 29. Februar sind Führungen und auch eine Lesung mit Stefan Schleue vom Rheinischen Landestheater angesagt

Ab Sonntag, 14. April, ist eine spannende Zeitreise ins Mittelalter: 2024 zu erwarten, eine kulturhistorischen Ausstellung „Neuss 1474“. Es jährt sich der 550. Jahrestag als die Belagerung durch Karl den Kühnen, Herzog von Burgund, begann. Im Juli 1474 umzingeln 14.000 Ritter und Soldaten aus  den heutigen Nationen Frankreich, Belgien, Italien, England und Niederlande die Stadt Neuss. Eine der größten Belagerungen des Mittelalters begann. Neuss war damals eine kleine, aber stark befestigte Stadt. Wie das die 4.000 Einwohner erlebten, zeigen archäologische Funde aus Bürgerhäusern, Klöstern und Befestigungen. In Europa einzigartige Artefakte zeugen von dem, was sich ab spielte und werden erstmals vollständig in einer Ausstellung zu sehen sein. Übrigens: Die Belagerung endete für den Burgundenfürst nicht erfolgreich. Kaiser Friedrich III entsetzte die Neusser, und seitdem dürfen sie in ihrem Stadtwappen den Reichsadler führen.

Musidora
Um den Blick auf das Kunstschaffen um 1900 auf das Medium des Films zu erweitern, wurde 2022 ein Museumskino im Museum Neuss eingerichtet. Nach der Präsentation der frühen filmischen Darstellungen des „Serpentinentanzes“ von Loïe Fuller (1862–1928) und der Pionierin des Animationsfilms Lotte Reininger (1899–1981) wird nun die revolutionäre, jedoch inzwischen vergessene Jeanne Roques (1889–1957) vorgestellt, die unter ihrem Künstlernamen Musidora (griechisch für „Geschenk der Musen“) als eine der ersten Vamp-Darstellerinnen europäische Filmgeschichte schrieb.

Musidora war als Stummfilm-Schauspielerin und als Drehbuchautorin, Filmproduzentin und Regisseurin, Journalistin und Schriftstellerin tätig. Sie gehörte dem Kreis der Surrealisten um André Breton an und war eine enge Freundin der berühmten französischen Schriftstellerin Colette, die für Musidora Drehbücher und Dramen schrieb. Musidora war Hauptfigur und Star des Stummfilms „Les Vampires“ („Die Vampire“) von Louis Feuillade aus dem Jahr 1915. Ausschnitte aus der sieben Stunden langen Krimiserie sind im Museumskino zu sehen, in der Musidora die Rolle der Irma Vep (ein Anagramm für Vampire) verkörpert. Diese Rolle sollte ihre weitere Karriere bestimmen und ein Meilenstein des europäischen Kinos werden. Im Zentrum der zehnteiligen Serie steht eine Bande von skrupellosen Verbrechern, die sich als Vampire bezeichnen und die von der Femme fatale Irma Vep angeführt werden. „Les Vampires“ gilt als ein frühes filmisches Meisterwerk, das Einfluss etwa auf Alfred Hitchcock und das avantgardistische Kino in Frankreich nahm.

Während der Film 1915 bei der zeitgenössischen Kritik auf große Ablehnung stieß, reagierte das Kriegspublikum mit Begeisterung und verehrte Musidora. Aufgrund des großen Erfolgs wurde der Film „Les Vampires“ für Marketingzwecke eingesetzt und seine Hauptfigur Irma Vep auf Plakatwänden und Zigarettenkarten verewigt. Anstelle eines konventionellen Kleides der Belle Époque trug sie erstmals einen schwarzen hautengen Anzug, der ihre weibliche Silhouette entgegen aller gesellschaftlichen Konventionen betonte. Irma Vep wurde als athletische Frau inszeniert, die bei Nacht über die Dächer von Paris kletterte, und eine skrupellose Auftragsdiebin und heimtückische Killerin verkörperte. Mit ihren dunkel umrandeten Augen, der schwarzen Sturmhaube und dem Catsuit wurde sie zur Inspirationsquelle und Vorläuferin von späteren Filmfiguren wie der amerikanischen Catwoman, die erst ab den 1960er Jahren auf der Leinwand zu sehen war.

Bis heute gilt Musidora als französische Ikone des europäischen Kinos. Ihre Figur kehrte zuletzt 2022 und damit fast ein Jahrhundert später in der Serie „Irma Vep“, gespielt von Alicia Vikander, auf die Bildschirme zurück. Dies spiegelt den besonderen Stellenwert und die beeindruckende Aktualität dieser außergewöhnlichen und zukunftsweisenden Filmfigur wider und lässt sie zu einem „It-Girl“ von heute werden.

MUSEUMSPÄDAGOGIK
Ab ins Museum! Dazu bietet das Clemens Sels Museum Neuss vielfältige Programme für Kindergarten- oder Schulgruppen an. Alle Veranstaltungsformate bieten spannende, kreative und altersgerechte Zugänge zu Kunst, Kunstwerken und Museum. Dabei verbinden die Workshops stets einen Museumsbesuch mit einem Praxisteil. Pädagogische Einrichtungen der Stadt Neuss und des Rhein-Kreises Neuss genießen dabei inklusive maximal vier Begleitpersonen freien Eintritt.

Das ganze Programm hier einsehen:

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