Einstimmen auf die „Tage der Wonne“

Neuss. Traditioneller Schützenfestempfang auf dem Vorplatz an der Rückseite des Neusser Kreishauses mit direktem Blick auf den Kirmesplatz. Hier versammelt sich jedes Jahr an dem Freitag, dem das Bürgerschützenfest in Neuss folgt, alles, was Rang und Namen hat in den Kommunen des Kreises und einige andere mehr, ungefähr 350 Leute, um sich auf die „Tage der Wonne“ einzustimmen. So auch an diesem Freitag, dem 23.8.24. In diesem Jahr haben die Neusser Schützen einen besonderen König. Es  ist Christoph II. (Heusgen), den derzeitigen Chef der Münchener Sicherheitskonferenz, Berater des Hohen Stabes der EU und auch der Bundeskanzlerin, so lange sie es war. Dass er auch ein echter Sohn der Stadt Neuss ist, bekundete er in seiner Festrede, die den großen Bogen von 1973  – damals verließ er seine Heimatstadt, um in die große weite Welt hinaus zugehen – bis heute spannte, eine Zeit, in der die Selbständigkeit der Stadt auf dem linken Rheinufer durch Düsseldorf bedroht war. Die Landeshauptstadt hätte sich im Zuge der 1975 vollzogenen Kommunalreform Neuss gerne einverleibt. Das gelang nicht, weil Neuss eines der Zentren im neuen Rhein-Kreis wurde. Als Christoph II. so richtig in Fahrt kam und Düsseldorf-Heerdt als Düsseldorfer Besatzungszone deklarierte, kam es zu einem kleinen Zwischenfall, Edelknabenkönig Samuel Appelfeller, der anwesend war, wurde es schlecht und sackte zu Boden. Aber es waren sofort viele helfende Hände da, um ihn herauszugeleiten und auf dem Weg der Besserung zu bringen. Christoph II. unterbrach und Musik unterhielt, bis er seine mehr als launige Rede zum Abschluss bringen konnte.

Chrstoph Heusgen nimmt vom Landrat (rechts im Bild) einen Gutschein für einen Rundflug über seine Heimatstadt entgegen, Foto Neusser Tageblatt

Zuvor begrüßte Landrat Hans-Jürgen Petrauschke die Festgemeinde, an ihrer Spitze der amtierende Schützenkönig sowie das Komitee des Neusser Bürger-Schützen-Vereins um Präsident Martin Flecken, die Regimentsspitze mit Oberst Bernd Herten und seinem Adjutanten Stefan Lülsdorf sowie zahlreiche Vertreter aus Brauchtum, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft.   

In seiner Festrede rückte der Landrat die große Bedeutung, die das Brauchtum für das Gemeinwohl hat, hervor. Dies sei gerade in der heutigen Zeit besonders wichtig. „Eine im Frühjahr veröffentlichte Studie der Bertelsmann-Stiftung hat gezeigt, dass der gesellschaftliche Zusammenhalt in Deutschland weiter unter Druck gerät. Die Studie stellt eine zunehmende Polarisierung fest“, erklärte Petrauschke. Die Fähigkeit, Kompromisse zu schließen, drohe, verloren zu gehen. „Wenn die Menschen nicht mehr miteinander ins Gespräch kommen, wenn sie sich von anderen abkapseln und nicht mehr bereit sind, Argumente auszutauschen, einander zuzuhören und auf einander zuzugehen, sorgt das für Gräben und Risse in der Gesellschaft.“ Dem gelte es entgegenzuwirken. „Hierbei leistet das Schützenwesen einen großen und wertvollen Beitrag.“ Er zitierte auch Helmut Kohl, der einmal gesagt haben soll: Nur wer seine Heimat liebt, kann offen für Deutschland , Europa und die Welt sein.

Der Landrat stellte heraus, dass das Fest die Menschen zusammenbringe, Brücken baue, für anhaltenden Austausch und das ganze Jahr über für Zusammenhalt sorge. „Dafür danke ich von Herzen.“  

Hans-Jürgen Petrauschke lenkte z den Blick auf die Amtszeit von Schützenkönig Christoph II. und dass dieser – ganz gleich, wo er als Diplomat in der Welt tätig war – stets heimatverbunden blieb und ein Botschafter für Neuss und den Rhein-Kreis war. Dem König überreichte der Landrat einen Gutschein für einen Rundflug über den Rhein-Kreis Neuss, der im kommenden Jahr Jubiläum feiert.

Der Landrat rückte in seiner Rede auch das bevorstehende 50jährige Bestehen und die Erfolgsgeschichte des Kreises in den Blick. „Die Erfahrung lehrt, welche Kraft der Kreis und die kreisangehörigen Kommunen gemeinsam entfalten“, betonte er und wies auf die wirtschaftliche und die soziale Stärke des Rhein-Kreises Neuss hin. „Zusammen sorgen wir für die anerkannt hohe Lebensqualität an Rhein, Erft und Gillbach.

Begleitet wurde der Empfang durch den Musikverein „Frohsinn Norf“. Es gab nicht nur gekühlte Getränke und einen kleinen Imbiss und jeder erhielte auch die traditionellen Lebkuchenherzen, auf denen ein Bild des Königspaares und der Schriftzug des Rhein-Kreises Neuss zu sehen sind, auch Rosen wurden den Damen überreicht.

Petrauschke erwähnte auch doe engagierten Polizeibeamten, Feuerwehrleute und Rettungskräften, ohne die das Schützenfest nicht möglich wäre.   

Zu den Gästen des Empfangs zählten z.B. die Bundestagsabgeordneten Hermann Gröhe und Ansgar Heveling sowie die Landtagsabgeordneten Dr. Jörg Geerlings, Heike Troles und Simon Rock. Ebenfalls mit dabei waren der Neusser Bürgermeister Reiner Breuer sowie weitere Vertreter aus den kreisangehörigen Kommunen. Zu den Gästen zählten auch die stellvertretenden Landrätinnen Katharina Reinhold, Christina Borggräfe und Angela Stein-Ulrich.    Vertreter der Kirchen wie Kreisdechant Hans-Günther Korr, Andreas Süß, Oberpfarrer an St. Quirin, und Pfarrer Sebastian Appelfeller genossen Atmosphäre des Empfangs ebenso wie zahlreiche Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft aus der Region. Königspaare aus den vergangenen Jahren sowie Korpsführer und Vertreter von Schützenvereinen und -gesellschaften aus dem gesamten Kreisgebiet.

Sollte der eine oder die andere hier nicht erwähnt worden sein, obwohl verdient, möge das dem Redakteur dieser Zeilen verziehen werden.

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