Ist die Inflation ein Phänomen?

Was alles so verzapft wird, um der Inflation auf die Sprünge zu kommen, ist schon erstaunlich, ist der Preisauftrieb ein Phänomen oder eine Funktion? Die Fragestellung wäre nicht weiter verwunderlich, wenn sich daran von Hause Leute daran beteiligten, die von Tuten und Blasen oder von Ackerbau und Viehzucht keine Ahnung haben müssen, aber nein, es sind angesehene darunter, die z.B. für das Handelsblatt, Werben & Verkaufen oder den Spiegel schrieben. Der hat sogar den Begriff „Gierflation“ erfunden, und viele andere stürzten sich darauf und hieben in die gleiche Scharte. Gemeint ist damit, dass Gier etwas damit zu tun haben könnne, dass die Preise steigen. Dabei hat schon Adam Smith (1823 – 1790) festgestellt, dass eine Volkswirtschaft am besten funktioniert, wenn alle Teilnehmer, also Produzenten, Dienstleister und Konsumenten, möglichst egoistisch handeln. Und daran hat sich bis heute nichts geändert.

„Mehr als ein Drittel des jüngsten Anstiegs der Lebensmittelpreise“ in Deutschland könne nicht mit den traditionellen Treibern wie den Rohstoffkosten oder der Entwicklung der Energiepreise erklärt werden, berichtete der Inflationsexperte des Kreditversicherers Allianz Trade, Andy Jobst, in einer Studie. „Es scheint zunehmend Anzeichen für Gewinnmitnahmen zu geben sowie unzureichenden Wettbewerb in den Bereichen mit besonders starken Preissteigerungen, wie zum Beispiel bei Herstellern von Milchprodukten und Eiern, aber auch bei nicht-saisonalem Gemüse und Obst“, sagte der Branchenkenner (zitiert aus W&V). Im dritten Teil seiner Aussage liegt er schon richtig, das wird aber nicht weiter verfolgt, sondern denen das Wort gegeben, die meinen, es sei etwas Unlautereres dabei,  z.B. die Verbraucherzentralen scheinen das zu meinen.

Dass die Kostenseite etwas mit Preiserhöhungen zu tun hat, liegt auf der Hand, aber Preise kommen anders zustande. Indirekt geben das auch die Hersteller zu. Unilever (Langnese, Pfanni, Dove) erklärt auf Nachfrage, die Unternehmenskennzahlen machen deutlich, dass der Konzern im Jahr 2022 weder global noch in Europa in der Lage gewesen sei, gestiegene Rohstoffpreise und Energiekosten weiterzugeben. Aha, sie können die gewünschten Preise nicht erzielen, weil es noch Wettbewerb gibt, denn der sorgt dafür, dass man im Supermarkt heute noch einen Kasten Bier für € 10,- bekommt, genau so wie vor 20 Jahren, egal, ob der Brauer oder der Handel mit dem Preis zurecht kommen oder nicht.

Dass es auch umgekehrt funktioniert, zeigen die Gewinn- und Verlustrechnungen der Versorger. In den ersten drei Monaten des laufenden Geschäftsjahres konnte Eon das bereinigte operative Ergebnis (EBITDA) binnen Jahresfrist um 30 Prozent auf € 2,7 Mrd. „ Die Einnahmen legten dank investitionsbedingtem Wachstum, einer Erholung des Marktumfelds sowie Nachholeffekten im Netzgeschäft auf mehr als € 33,5 Mrd. zu“, heißt es im Geschäftsbericht. Der bereinigte Konzernüberschuss erhöhte sich um mehr als 50 Prozent auf mehr als € 1 Mrd. Das ist nett gesagt, soll allerdings verschleiern, worauf die exorbitanten Gewinne beruhen.

Die RWE erzielten in den ersten drei Monaten 2023 einen Nettogewinn von € 1,7 Mrd. Das bereinigte EBITDA ist im Konzern auf € 2,8 Mrd. nach € 613 Mio. im Vorjahreszeitraum gestiegen. man habe bei der internationalen Stromerzeugung im Segment Wasser/Biomasse/Gas höhere Margen erzielt und bei der Braunkohleverstromung profitiert.

Das hat Berlin den Versorgern ermöglicht, weil nicht der Gestehungspreis bei der Energieversorgung für den Verkaufspreis eine Rolls spielt, sondern Marktregulierung. Das teuerste Kraftwerk gibt die Richtung an. Das bräuchte nur aufgehoben zu werden und dem Wettbewerb freie Fahrt gegeben werden, schon würden die Preise purzeln, die heute drei Mal so hoch sind, bevor Gas so teuer wurde. Dann wäre eine Diskussion über einen „Industriepreis“ für Strom (was für die Staatskasse – für die Steuerzahler – sehr teuer wird, wenn so was kommt) überflüssig, und auch Hinz und Kunz könnten aufatmen, wenn sie ihre Stromrechnung sehen. Warum geschieht das nicht?

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