Rhein-Kreis Neuss. Einen Volksaufstand inszenieren wollen die Bürgermeister von Dormagen, Grevenbroich und Rommerskirchen sicher nicht, aber sie sind so etwas wie des Volkes Stimme, wenn Sie sich laut darüber beklagen, dass sich die Gesundheitsversorgung in ihrem Teil der Rhein-Kreises Neuss verschlechtert. Anlass zu diesem Aufschrei, den sie nicht zurück halten wollen, ist die Strukturreform des Rheinland Klinikums, die dort verkündet wurde. Das hörte sich zunächst harmlos an, begleitet auch von der Bekundung, man werde nichts unternehmen, ohne sich mit den Beteiligten abzustimmen, was sich dann als Lippenbekenntnis entpuppte. Denn inzwischen ist beschlossen, die Geburtsstation, die in Dormagen für die Region eine feine Sache ist, zum 1. April zu schließen und werdende Mütter dann nur noch in Neuss zu entbinden und die Notallambulanz in Grevenbroich zum 1. Juli ds.Js. aufzugeben. Es ist unschwer sich vorzustellen, was passiert, wenn eine mit Lebensgefahr bedrohte Person vom südlichen Umland Grevenbroichs mit einem RTW nach Neuss gebracht werden muss, um sie am Leben zu erhalten.

Der Aufschrei war am heutigen 20.01.25 im dritten Stock des neuen Rathauses in Dormagen zu hören, wo Erik Lierenfeld, der Bürgermeister, seine Kollegen und interessierte Privatpersonen um sich scharte und die Medien als Sprachrohr ausgewählt hatte. Die Argumente für die Beibehaltung des status quo liegen auf der Hand und als man seinerzeit das Rheinland Klinikum schuf, ein Zusammenschluss von vorher selbständigen Krankenhäusern in Neuss, Grevenbroich und Dormagen durfte man auch davon ausgehen, dass die Gesundheitsversorgung damit in guten Händen sei. Gesellschafter sind bekanntlich die Stadt Neuss und der Rhein-Kreis Neuss, jeweils zu 50%. Nur, die Akteure auf der anderen Seite, also der Landrat und der Bürgermeister von Neuss, waren auf der Pressekonferenz nicht zugegen. Erik Lierenfeld vom Neusser Tageblatt darauf angesprochen, berichtet von zahlreichen Versuchen mit der Geschäftsführung, des Klinikums, mit Bürgermeister Reiner Breuer und Landrat Hans Jürgen Petrauschke im Gespräch zu bleiben, die wenig fruchtbar verliefen und von einer Salamitaktik, mit der jetzt die Einschränkungen der Gesundheitsversorgung angekündigt werden. Und es könnten natürlich nicht die Letzten sein, denn hinter allem stehen wirtschaftliche Zwänge, aus Jux und Dollerei macht man so etwas – wie man im Rheinland sagt – eben nicht. Nun frgen sich alle: Quo vadis Rheinland Klinikum.
Der Widerstand formuliert sich nicht nur auf de politischen Ebene, sondern auch in der Bevölkerung. Als deren Sprecher kann man Erik Lierenfeld, Heinz Hilgers, ehemaliger Präsident des Deutschen Kinderschutzbundes und Bernd Gellrich, Vorstand der Diakonie im Rhein-Kreis Neuss ansehen. Die haben ein Bürgerbegehren auf den Weg gebracht, das sich gegen die Schließung der Entbindungsstation wendet. Wenn sie 20.000 Unterschriften sammeln, kann das zu einem Bürgerentscheid führen und sollte der erfolgreich sein. müsste sich der Kreistag damit beschäftigen, gebunden wäre der dann allerdings nicht. Eine sehr langwierige Angelegenheit, welche die Fakten Schaffenden sicher nicht aufhält. Denen ist wegen der Mehrheitsverhältnisse in der Gesellschaft des Rheinland Klinikums und dem Geschäftsführungsauftrag schwierig in die Arme zu fallen, wenn nicht gravierende Fehler passieren, was nicht zu erwarten ist.
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