Rhein-Kreis Neuss. Die Stimmungslage der Wirtschaft im Rhein-Kreis Neuss befindet sich Mitte 2024 in einem Abwärtstrend. Sie hat sich im Vergleich zur Umfrage aus dem Sommer 2023 eingetrübt. Nach dem Rekordhoch mit zum Teil überzeichneten Lage- und Erwartungsurteilen im ersten Jahr nach den auslaufenden Corona-Maßnahmen und dem darauffolgenden deutlichen Einbruch (2022: 150 Punkte, 2023: 136 Punkte) zeigt der Geschäftsklima-Index für 2024 mit 132 Punkten eine weitere Verringerung um vier Punkte. Das ist das Kernergebnis des Mittelstandsbarometers für den Rhein-Kreis Neuss, das – zum 17. Mal veranstaltet – die Creditreform Düsseldorf / Neuss, der Rhein-Kreis Neuss, die Sparkasse Neuss und die Industrie- und Handelskammer Mittlerer Niederrhein vorlegt.

Entstanden ist das Stimmungsbild nach telefonischer Befragung von 500 Unternehmen in allen Kommunen des Rhein-Kreises Neuss. Der Abschwung der Stimmung ändert nichts an der noch immer guten Konjunktur in der Region. Getragen wird der Index vor allem von nach wie vor sehr guten Bewertungen sowohl der jetzigen Auftragslage als auch der zu erwartenden Auftragsentwicklung.
Der Abwärtstrend verläuft 2024 in den acht Kommunen des Rhein-Kreis Neuss uneinheitlich. Dormagen und die beiden vergleichsweise kleineren Kommunen Jüchen und Rommerskirchen legen – teils deutlich – zu. In der größten Kommune, Neuss, sowie in dem ebenfalls bedeutende Wirtschaftsstandort Korschenbroich sind die Rückgänge in der Beurteilung deutlicher Auch Kaarst und Grevenbroich verlieren Indexpunkte. Meerbusch kann das überdurchschnittliches Niveau halten.
Am deutlichsten fallen die Rückgänge im Verarbeitendem Gewerbe und im Handel aus, die beide nach 2023 wiederholt spürbar verlieren. Der Bausektor kann dagegen seinen Einbruch aus 2023 wettmachen und gewinnt als einziger Wirtschaftszweig. Insbesondere bleibt die Auftragslage im Tiefbau angesichts verschiedener Infrastrukturprojekte gut. Der im Rhein-Kreis Neuss überdurchschnittlich stark besetzte Dienstleistungssektor gibt nur wenige Indexpunkte ab.
Im Rhein-Kreis ist der Strukturwandel ein Thema. Bemerkenswert, der Anteil der Unternehmen, die ausschließlich Chancen in diesem Prozess sehen, geht zurück Obwohl immer noch 88 Prozent der Unternehmen das Thema hochhalten, ist dies einen Rückgang um 10 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Die Jahre 2022 und 2023 waren von großen Unsicherheiten bezüglich der Energiepreisentwicklung geprägt. Deswegen wurde in den vergangenen Jahren bei der Frage nach den positiven und negativen Auswirkungen des Strukturwandels von 92 bzw. 84 Prozent der Betriebe die „unsichere oder teurere Energieversorgung“ als erwartete Auswirkung genannt, jetzt jedoch nur noch von 65 Prozent der Unternehmen. Damit bleibt sie allerdings einer der bedeutendsten Unsicherheit. Daran ändert auch die vorgesehene Ansiedlung von Microsoft im Rheinischen Revier nichts. Da wird nämlich auch viel elektrische Energie benötigt. Preiswerte Produzenten werden 2030 abgeschaltet.
Das alles ändert nichts an der Investitionsbereitschaft der regionalen Unternehmen. 59 Prozent wollen, +7 Punkte). Sie liegt damit jetzt – nach zuletzt 2019 – erstmals wieder über dem Bundeswert. Zugleich nähert sie sich ihrem bisherigen Höchststand aus 2019 (65%), der gemessen wurde am Ende einer sechsjährigen überdurchschnittlichen Entwicklung des Geschäftsklima-Index, bis auf 6 Punkte.
Wirtschaftliche Herausforderungen und anhaltend schwache Rahmenbedingungen dämpfen die Investitionsbereitschaft bundesweit. Dagegen zeigen die regionalen Unternehmen im Sommer 2024 eine nach 2023 sogar nochmals steigende Investitionsneigung. Gerade beim Thema „Investitionen“ zeigt sich, dass es nicht nur um Geld geht: Es geht um gute Perspektiven für die Menschen vor Ort und die Lebensqualität in der Region, und natürlich spielen Subventionen (neudeutsch Fördermittel) eine Rolle. Der Bund hat € 15 Milliarden bereitgestellt, die den Strukturwandel begleiten. Da können die Betriebe der Region einiges von abbekommen.