Der Skandal um gestohlene und dann verkaufte Medikamente, die bei Krebs wirksam sind, weitet sich aus. Das ARD Magazin „Kontraste“ hat vergangene Woche berichtet, dass eine Firma im brandenburgischen Mahlow Medikamente aus Griechenland importierte, die in Krankenhäusern gestohlen wurden und dann verkaufte und das in großem Stil.
Erst am Freitag, dem 20.07.18, ist dem Betrieb die Betriebserlaubnis entzogen worden, obwohl Verdachtsmomente schon seit Frühjar 2017 bestanden. Wie die Potsdamer Neueste Nachrichten berichten, sind Informationen von Staatsanwaltschaft und Landeskriminalamt über die seit dem Frühjahr 2017 laufenden Ermittlungen gegen die Firma im Landesgesundheitsamt wohl nicht zur Kenntnis genommen worden. Wie die für Korruptionsfälle zuständige Staatsanwaltschaft Neuruppin am Montag gegenüber der Zeitung bestätigte, ist inzwischen eine Anzeige des Ministeriums gegen zwei Mitarbeiter des Landesamtes eingegangen, die für die Medikamentenkontrolle zuständig sind.
Die Angelegenheit hat die deutschen Apotheker auf den Plan gerufen. Sie nehmen den Skandal zum Anlass, die sofortige Streichung der verpflichtenden Importquote für rezeptpflichtige Arzneimittel aus dem Ausland zu fordern. Fritz Becker, Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbandes (DAV): „Leider sind Chargenrückrufe bei Importarzneimitteln keine Einzelfälle. Lange und grenzüberschreitende Lieferketten erhöhen das Risiko für das Einschleusen von gestohlenen und gefälschten Medikamenten. Jeder Apotheker braucht den Spielraum, um sich bei Sicherheitsbedenken im Einzelfall gegen ein Importmedikament entscheiden zu können.“
Im Jahr 2017 wurden nach Berechnungen des Deutschen Arzneiprüfungsinstituts (DAPI) genau 6,1 Mio. rezeptpflichtige Arzneimittel im Wert von € 1,7 Mird. gemäß gesetzlicher Importquote an gesetzlich versicherte Patienten abgegeben. Mit 4,8% wurde die Importquote im Durchschnitt aller Apothekenumsätze knapp erreicht. Allerdings betrugen die Einsparungen für die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) unter Berücksichtigung der Herstellerabschläge nur € 120 Mio.
Foto: ABDA, Zoll