Der Kohleausstieg wird der Region mit € 15 Mrd. schmackhaft gemacht. Damit soll der Strukturwandel von einer auf der Braunkohle basierenden Volkswirtschaft in eine „grüne“ gelingen. Die Farbe Grün ist hier im tatsächlichen und übertragenem Sinn zu verstehen: Blühende Landschaften sollen entstehen, wo jetzt noch die Bagger den Abraum abkratzen, um die darunter liegende Braunkohle zu fördern, was Löcher von mehr als 400 m Tiefe hinterlässt.
Tourismus ist ein Wirtschaftszweig auf dem die Hoffnungen ruhen. Der soll – wie vieles andere auch – Arbeitsplätze schaffen, die dringend benötigt werden, wenn die aus der Förderung und Verstromung wegfallen, direkt und indirekt. Die Landkreise in der Region und die Stadt Mönchengladbach wollen die Chancen des Strukturwandels, die er für Tourismus und Naherholung bietet, verstärkt nutzen. So steht es in einer gemeinsamen Absichtserklärung, die von den Verwaltungsspitzen am 22. März bei einer Abschlussveranstaltung des Förderprojekts „Innovationsnetzwerk Tourismus Rheinisches Revier” in Kerpen unterzeichnet wurde.
„Die Absichtserklärung ist ein wichtiger Meilenstein auf dem langen Weg zu einer möglichen Tourismusregion Rheinland. Darauf aufbauend können wir jetzt die Eckpfeiler für die strategische Entwicklung setzen, um die Region auch weiterhin zu einem attraktiven Lebens- und Arbeitsraum zu machen und gleichzeitig Besucher anzuziehen. … “, sagte Frank Rock, Landrat des Rhein-Erft-Kreises, nach der Unterzeichnung der Absichtserklärung mit Kollegen aus den Kreisen Düren, Euskirchen und Heinsberg, dem Rhein-Kreis Neuss, der StädteRegion Aachen und der Stadt Mönchengladbach.
In den kommenden Jahren sollen nun in Kooperation mit dem Land Nordrhein-Westfalen, der Zukunftsagentur Rheinisches Revier sowie der Freizeitwirtschaft und dem Gastgewerbe erste sichtbare touristische Akzente gesetzt werden. „Leuchtturmprojekte“ und attraktive Naherholungsangebote sollen schon während der Füllphase der Tagebauseen dazu beitragen, das Wir-Gefühl und die regionale Identifikation der im Revier lebenden Menschen zu stärken. Zugleich ist geplant, sich mit dem Aufbau einer touristischen Koordinierungs- und Vernetzungsstelle zu befassen.
Hierfür gibt es eine „Tourismus-Vision 2050“Das Revier soll demnach zu einer zukunftsweisenden, klimafreundlichen und barrierefreien Urlaubsdestination werden. Die Absichtserklärung bildet jetzt die Grundlage für eine Fortsetzung des Projekts.
Dabei ist man sich einig, dass der Charakter der Region nicht nur von dem sich verändernden Landschaftsbild und der zukünftigen Seenlandschaft geprägt wird, sondern auch die Bergbau- und Industriegeschichte erlebbar bleiben. Das Wo und Wie könnte unter dem Titel „Strategiekonzept Tourismusentwicklung im Rheinischen Revier” im Rahmen des Innovationsnetzwerks erarbeitet werden. Ein entsprechender Förderantrag ist gestellt. Die Region hofft auf schnelle Bewilligung.
Das Land Nordrhein-Westfalen unterstützt das touristische Vorhaben im Rheinischen Revier ausdrücklich. „Wir freuen uns, dass mit dem Rheinischen Revier ein weiteres attraktives Reiseziel im Land im Sinne der Landestourismusstrategie NRW entstehen kann. Mit der zukünftigen Seenlandschaft und dem reichen Industrieerbe hat die Region großes Potential, das es zu entwickeln gilt”, proklamierte Frank Butenhoff, Leiter des Referats für Tourismus, Hotellerie, Gastronomie beim NRW-Wirtschaftsministerium, bei der Abschlussveranstaltung.
Besonders groß ist in der Region das Interesse daran, die Natur und Landschaft im Wandel zu inszenieren und neue Angebote in den Tagebaufolgelandschaften zu entwickeln. Laut einer 2021 durchgeführten Online-Umfrage, an der rund 200 Fachleute und 400 Bürgerinnen und Bürger teilnahmen, sehen fast zwei Drittel der Befragten in der Entstehung der Rheinischen Seenlandschaft zwischen Niederrhein und Eifel die größten Potentiale im Revier.
Das Projekt wird von der Rhein-Erft Tourismus e. V. koordiniert. Dabei sind Partnern aus den Landkreisen Düren, Euskirchen und Heinsberg, dem Rhein-Erft-Kreis, dem Rhein-Kreis Neuss, der StädteRegion Aachen und der Stadt Mönchengladbach sowie dem Grünmetropole e. V., dem indeland Tourismus e. V., der Neuland Hambach GmbH, dem Zweckverband Landfolge Garzweiler und der Zukunftsagentur Rheinisches Revier.
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