Im Jahr des 150. Geburtstages des Neusser Ringers Jakob Koch (1870–1918), Weltmeister in den Jahren 1902 und 1904, erhält das Stadtarchiv Neuss einen Neuzugang zur Sporthistorie. Horst Faller, selber Ringer, international geehrter Kampfrichter und Jakob-Koch-Kenner übergibt seine wertvolle Jakob-Koch-Sammlung mit Bildern, Dokumenten und Erinnerungstücken dem Stadtarchiv Neuss zur dauerhaften Sicherung. „Jakob Koch war zu seinen aktiven Zeiten der bekannteste Sportler Deutschlands, wenn nicht der Welt,“ stellt der Experte fest. Über 50 Jahre lang baute Faller seine Sammlung zum Schwergewichtsringer Koch auf, der am 12. April 1870 am Glockhammer in Neuss geboren wurde und auf dem Hauptfriedhof beerdigt ist. Im Jahr 2009 wurde auf Horst Fallers Initiative bereits eine Straße am Südpark nach dem weltbekannten Neusser Ringer benannt.
Die vielfältige Sammlung dokumentiert das außergewöhnliche Leben des Neusser Sportlers. Jakob Koch wurde als Sohn des Korbmachermeisters Michael Koch und seiner Frau Anna Catharina Koch geb. Hover in Neuss geboren und erlernte das Gewerbe des Vaters. Als Jugendlicher entdeckte er allerdings beim „Neusser Turnverein von 1848“ die Sportarten Ringen, Gewichtheben und Turnen. Später spezialisierte er sich ganz auf das Ringen und erzielte in der Variante des „griechisch-römischen Stils“ als Schwergewichtler große Erfolge. Mit 29 Jahren wechselte er zu den Profi-Ringern, nachdem er zwei Jahre zuvor bereits als Amateur Europameister geworden war. Das Risiko des Berufswechsels zahlte sich für Koch aus. 1902 und 1904 wurde er Weltmeister – 1903 und 1907 Vizeweltmeister.
Koch verließ Neuss und fand privat sein Glück in Berlin. Am 15. Dezember 1910 heiratete der Profisportler die Berlinerin Hella Bernitt. Mit ihr kehrte der sehr wohlhabende Koch nach seiner Karriere als Hochleistungssportler in seine Heimatstadt Neuss zurück und ließ sich in der Schwannstraße als Geschäftsmann nieder. Doch der Ausbruch des Ersten Weltkrieges machte dem neuen bürgerlichen Leben von Jakob Koch ein Ende. Der Einsatz im Landsturm verschlechterte seine allgemein geschwächte Gesundheit und als Folge verstarb Koch bereits am 19. Februar 1918, noch nicht einmal 48 Jahre alt, an einem Herzleiden. Über seinen Tod hinaus erinnern die Jakob-Koch-Straße, eine Gedenkplakette am Jahn-Stadion und das „Jakob-Koch-Turnier“ des KSK Konkordia Neuss an „Kochse Köbes“.
Der Mann mit dem markanten „deutschen“ Kaiser-Wilhelm-Bart hat seine Sportlerkarriere nicht nur im aktiven Ringkampf gefestigt. In zeitgenössischen Abhandlungen zum Ringkampf stand er neben anderen international bekannten Sportlern wie Omer de Bouillon Modell, um beispielsweise den Schleudergriff, die „Krawatte“ oder den Ausheber im Stand vorzuführen. 1909 veröffentlichte Jakob Koch ein Buch „Lehrbuch des Ringkampfs“ mit 64 Abbildungen, welches 1911 auch in Moskau (Russland) verlegt wurde. Diese Publikationen verdeutlichen die sportgeschichtliche internationale Bedeutung von Koch und sind Teil des Bestandes, den das Stadtarchiv Neuss nun übernehmen konnte. Die Unterlagen stellen eine wertvolle Ergänzung der Neusser Sportgeschichte dar. Nach einer archivfachlichen Bearbeitung werden die Unterlagen allen Interessenten im Lesesaal des Stadtarchivs zur Einsichtnahme zur Verfügung stehen.