Der Energiekonzern RWE will den Kohleausstieg im vorauseilenden Gehorsam um acht Jahre auf das Jahr 2030 vorziehen. Die Landesregierung in Düsseldorf hat sich darauf festgelegt und im Koalitionsvertrag der Ampel in Berlin war das als wünschenswert festgehalten.
Der Kreistag des Rhein-Kreises Neuss hat derweil mit Mehrheit beschlossen, Schritte einzuleiten, an deren Ende eine Verschiebung des Kohleausstiegs steht. Plädiert wird dafür im Rheinischen Revier zwei 600-Megawatt-Blöcke in Neurath, die bis Ende Dezember 2022 gemäß Kohleverstromungsbeendigungsgesetz verbindlich abgeschaltet werden müssen, weiter laufen zu lassen. Eine Verschiebung der Schließung um zwei Winter würde das Angebot sofort erhöhen und wirkungsvoll positiv auf die Preise wirken heißt es. Zur Berichterstattung hierzu geht es hier.
Das Problem sind nämlich die Stromkosten für Industrie, Handwerk, Gewerbe und Verbraucher. Nach derzeitigem Stand verdoppeln sie sich ungefähr im Verhältnis zu 2021. Davon sind in der Region insbesondere Aluminiumhütten betroffen, die mit diesen Stromkosten nicht mehr wettbewerbsfähig produzieren und von Stilllegungen betroffen. Die aber nicht allein, sondern selbst Bäcker sind in ihrer Existenz bedroht, die die Energiekosten in den Verkaufspreisen nicht abbilden können.
Die Ankündigung der RWE rettet die Ortschaft Lützerath (vor den Toren Mönchengladbachs) nicht vor dem Untergang. Der Kohleflöz unter der Gemeinde wird benötigt, »um die Braunkohlenflotte in der Energiekrise mit hoher Auslastung zu betreiben«, teilte RWE mit.
Trotz des Mehrbedarfs an Braunkohle in den nächsten 15 Monaten wird es allerdings keine weiteren Umsiedlungen mehr geben.
RWE lässt sich für die Ankündigung, ab 2030 keine Braunkohle mehr zu verstromen, feiern. Durch die Entscheidung blieben rund 280 Millionen Tonnen Kohle in der Erde, dies entspreche einer Menge von CO₂(wird als Klimagas apostrophiert) von rund 280 Millionen Tonnen, die nun nicht mehr emittiert würden.
Aktuell sei allerdings Versorgungssicherheit das Gebot der Stunde, erklärte RWE weiter. Die zwei Braunkohlekraftwerksblöcke Neurath D und E in Nordrhein-Westfalen, die Ende des Jahres vom Netz gehen sollten, sollen daher vorerst bis Ende März 2024 weiterlaufen. Hinzu kommt: dass die RWE-Kraftwerksblöcke Niederaußem E & F und Neurath C bis Mitte nächsten Jahres laufen können.
Was die Ankündigung von RWE wert ist, wird sich natürlich erst Ende dieses Jahrzehnts erweisen. Sie ist sicher in der Annahme erfolgt, dass bis dahin Versorgungssicherheit zu akzeptablen Preisen herrscht. Im Augenblick gibt es keins von beiden. Und es sieht nicht so aus, als sollte sich daran etwas ändern, weil der Strompreis immer noch von der kleinen Anzahl der Gaskraftwerke abhängig ist. Und an windschwachen Tagen wird der meiste Strom immer noch aus Kohle, Stein- und Braunkohle gewonnen. Und wie sich daran in den nächsten acht Jahren etwas ändern könnte ist auch nicht sichtbar. In NRW z.B. wird aktuell 58,1% der Stroms aus Braun- und 22,9% aus Braunkohle gewonnen. Solar und Wind kommen in der Statistik nicht vor.
Zur Berichterstattung des Statistischen Landesamts hierzu geht es hier.