Mehr als die Hälfte der Unternehmen (55 Prozent) hat infolge der Verordnungen, die im Verlauf von Corona erlassen wurden, betriebliche Änderungen und Umstrukturierungen im Unternehmen vorgenommen. Die meisten Firmen nutzen verstärkt „mobiles Arbeiten und Home-Office“ (64 Prozent) und „flexible(re) Arbeitszeitmodelle“ (58 Prozent). Etwa jedes fünfte Unternehmen hat auf Online-Vertrieb (25 Prozent) und / oder auf Produktionsprozesse umgestellt, die den Corona-Bedingungen – Abstand – (20 Prozent) entsprechen, umgestellt.
Die Untersuchungen zeigen, dass sich große Teile der gesamten Wirtschaft im Rhein-Kreis Neuss durch die Folgewirkungen der Corona-Pandemie in einem Konjunkturtief befinden. Zugleich verbleibt erfreulicherweise das Auftragsklima (berechnet aus der aktuellen Auftragslage und den künftigen Auftragserwartungen) mit 138 Punkten auf hohem Niveau. Das ist aber nur ein Aspekt.
Das regionale Geschäfts- und Konjunkturklima im Sommer 2020 zeigt branchenübergreifend eine Abwärtsbewegung. Das Baugewerbe (126 Punkte, -14) und der Handel (104 Punkte, -23) bleiben vergleichsweise stabil, wobei der zuvor positive Trend im Handel abgeflacht ist. Das Geschäftsklima im Verarbeitenden Gewerbe (103 Punkte, -46) und im Dienstleistungssektor (102 Punkte, -33) sinkt dagegen überdurchschnittlich.
Die Investitionsbereitschaft der regionalen Unternehmen verschlechtert sich im Frühsommer 2020 deutlich. Nur noch etwa jedes zweite Unternehmen (49 Prozent, -16 Punkte) gibt an, in den nächsten 12 Monaten investieren zu wollen. Dies gilt besonders für die Dienstleister (47 Prozent, -20 Punkte), für den Handel (42 Prozent, -17 Punkte) und auch für das Baugewerbe (55 Prozent, -14 Punkte).
Auch das Zahlungsverhalten der Unternehmen im Rhein-Kreis Neuss hat sicht nach Angaben des Creditreform Debitorenregisters Deutschland (DRD) in den ersten sechs Monaten des Jahres leicht verschlechtert (+ 0,3 Tage).
Unabhängig von der aktuellen Situation hat die Wertschätzung des Unternehmensstandorts Rhein-Kreis Neuss im Frühsommer 2020 nochmals zugenommen. 94 Prozent der regionalen Unternehmen würden den Rhein-Kreis Neuss anderen Unternehmen als „Unternehmensstandort empfehlen“ (+ 3 Punkte). Zugleich hat die Bekanntheit der Beratungs- und Dienstleistungsangebote der Wirtschaftsförderungen im Rhein-Kreis Neuss in den letzten 12 Monaten zum vierten Mal in Folge leicht zugenommen (57 Prozent, + 1 Punkt).
Die Sparkasse, als einer von drei Akteuren, nimmt das Barometer zum Anlass auf ihre Zuverlässigkeit aufmerksam zu machen. Bis heute habe sie schnell und unbürokratisch mehr als 60 Millionen Euro bereitgestellt, damit die Corona-bedingten wirtschaftlichen Schwierigkeiten für die Betriebe im Kreis beherrschbar bleiben und Arbeitsplätze gesichert werden können, so Dr. Volker Gärtner, Vorstandsmitglied der Sparkasse Neuss bei der Präsentation. Damit leiste die Sparkasse einen wesentlichen Beitrag zur Stabilität der mittelständischen Wirtschaft vor Ort. Und Carsten Proebster, im Sparkassenvorstand auch für die Bereiche Organisation und Digitalisierung verantwortlich, ergänzt: „Wer anderen in einer solchen Ausnahmesituation zur Seite stehen will, muss zunächst selbst gut vorbereitet sein. Wir haben bewiesen: Wir können Krise!“ Eine „Jahrhundertrezession“, wie sie von der DeKaBank für ganz Deutschland festgestellt wurde, ist im Rhein-Kreis Neuss bisher ausgeblieben. Die tatsächliche Lage wird von den befragten Unternehmen deutlich negativer beurteilt als die Erwartungen für die nächsten Monate. Auch die Deutsche Bundesbank geht im Monatsbericht vom August 2020 davon aus, dass der „Tiefpunkt der Krise aber wohl bereits durchschritten“ ist. Das ist aber nicht sicher. Entscheidend wird sein, wie mit steigenden Infektionszahlen umgegangen wird. Infektionszahlen als solche sagen wenig über die Gefährlichkeit aus. Die Mortalitätsrate ist da schon aufschlussreicher, die aber ist in Deutschland gering, im Rhein-Kreis noch geringer.
Der aktuelle Geschäftsklima-Index im Rhein-Kreis Neuss ist in dieser Krisensituation über der 100-Punkte-Grenze im hellgrünen Bereich. Es wird sich zeigen, inwieweit das nur eine Momentaufnahme ist.
Zur Vorberichterstattung geht es hier.
