Wo Friedrich III die Neusser rettete

Neuss. Schlachtfelder sind für Archäologen ein beliebtes Thema. Man erinnere sich um den Disput den es gab, als man das Gelände der Varus Schlacht verorten wollte, bei der Rom im Jahre 9 nach Christus von den Germanen vernichtend geschlagen wurde. Bis heute ist nicht abschließend geklärt, wo das Gemetzel stattfand.  Ebenso war bisher nicht geklärt, wo das Schlachtfeld war, wo am 23. Mai 1475 das Entsatzheer Kaiser Friedrich III die Belagerung von Neuss beendete, die rund zehn Monate dauerte und die um die sprichwörtliche Haaresbreite an der Niederlage der tapferen Einwohner vorbei schlitterte. Das Heerlager Karl des Kühnen befand sich in der Gegend zwischen Reck- und Himmelsberg, die zum heutigen Stadtteil Grimlinghausen gehören.

Dáire Leahy, Dr. Carl Pause (von links) und Museumsdirektorin Dr. Uta Husmeier-Schirlitz, Foto Neusser Tageblatt

Die Lokalisierung des Schlachtfeldes wird nun durch neu entdeckten archäologischen Spuren, die im Boden gefunden wurden, bestätigt und trägt so einen wichtigen Teil zur weiteren Aufarbeitung der historischen Belagerung von Neuss und seinem Verlauf bei. Das Clemens Sels Museum nahm das zum Anlass, die Öffentlichkeit über die überraschenden Erkenntnisse zu informieren.

Seit rund 20 Jahren beschäftigt sich Kurator Dr. Carl Pause vom Clemens Sels Museum Neuss mit den archäologischen Spuren der Belagerung .Gemeinsam mit Archäologe Dáire Leahy, der für die Firma Goldschmidt Archäologie & Denkmalpflege die Grabungen am Reckberg leitete, stellte Carl Pause jetzt  eine Auswahl  an Funde und spannende Forschungsergebnisse vor und zeigt ihre Relevanz für die Neusser Stadtgeschichte auf.

Wie Dáire Leahy auf Befragen des Neusser Tageblatts erklärte, sind die jetzt zu Tage geförderten Gegenstände als solche nicht so richtig spektakulär, aber da man damit erkennen kann, dass hier die entscheidende Schlacht geschlagen wurde, doch sehr wohl. Und durch diese neuen Erkenntnisse zur Schlacht am Reckberg wird deutlich, dass die Funde womöglich nur die Spitze eines Eisbergs darstellen. Die Grabungen gehen natürlich weiter.

Wie wichtig das alles für die Stadthistorie von Neuss am Rhein ist ergibt sich aus der Vorgeschichte, dieser Ereignisse. Die geschäftstüchtige Stadt, die sich soeben der Hanse angeschlossen hatte, lag im Spannungsfeld zwischen den Städten Köln und Kleve. Burgund war eine Großmacht geworden, zu der nicht nur die flandrischen Kaufmannstädte gehörten, sondern auch große Teile von Holland und die Grafschaft Geldern. Mit dem Herzogtum Kleve war das Herzogshaus dynastisch verbunden, Vor der kriegerischen Auseinandersetzung versuchte Karl der Kühne auch einiges, den Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, Friederich III, für sich zu gewinnen und hoffte von ihm zum König von Burgund erhoben zu werden. Als das alles nicht aufging, griff er an und verlor.

Der burgundische Hofschreiber und Augenzeuge Jean Molinet beschrieb die Auseinandersetzungen in einer ausführlichen Chronik, was er nicht erwähnte war, wo sie stattfanden, Das weiß man nun.

Die Belagerung durch Karl den Kühnen ab 1474 ist zur Zeit Thema der aktuellen Sonderausstellung im Clemens Sels Museum Neuss. Sie wird laufend aktualisiert und ist noch bis September zu besuchen.

Zur Vorberichterstattung geht es hier.

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